Kell verwandelt sich in große Freiluftmanege



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Menschen, Tiere, Sensationen: Das Versprechen einer jeden Zirkusaufführung hat der Karnevalclub Callida (KCC) Kell am Fastnachtssonntag in bester Manier gehalten. Bei seinem Jubiläumsumzug haben fast 70 Gruppen und Motivwagen aus 13 Orten eine Runde durch Kell gedreht. 15 000 närrische Zuschauer, so die Schätzung der Veranstalter, haben das Spektakel am Straßenrand verfolgt.

Kell am See. "Wahnsinn. So etwas hatten wir hier noch nie!" So wie Ortsbürgermeister Markus Lehnen wird es am Sonntag vielen Leuten gegangen sein, die bei strahlendem Sonnenschein einen Abstecher nach Kell gemacht und dort ein sehenswertes Spektakel erlebt haben. Der heimische Karnevalclub Callida (KCC) feiert 2014 ein närrisches Jubiläum. Als Nachfolger einer früheren Arbeitsgemeinschaft organisiert der KCC seit elf Jahren den Karneval in Kell. Also macht die Truppe um den Vorsitzenden Norbert Stüber, den ehrwürdigen Elferrat sowie das aktuelle Prinzenpaar Margit und Karl-Heinz in dieser Session besonders großen Zirkus - getreu dem offiziellen Motto: "Jubiläum in Kell am See, elf Jahre Zirkus im KCC!"

Und tatsächlich haben es die Geburtstagskinder am Sonntag geschafft, mit ihrem Umzug Kell in eine riesige Freiluftmanege zu verwandeln. Bei der Runde durch den Ort defilieren die fast 70 Wagen und Fußgruppen gleich an mehreren Stellen an einem dichten Zuschauerspalier vorbei - zum Beispiel an der Ecke Trierer Straße/Römerstraße oder später beim Abzweig in die Marktstraße. Alles in allem, so die Schätzung der Veranstalter am Ende des Tages, dürften sich 15 000 Besucher die närrische Zirkusaufführung angeschaut haben. Mit dem Keller Fastnachts-Schlachtruf "Alaaf Ole" empfängt die Menge die rund 750 aktiven Akteure im Zug, die aus 13 Orten kommen.

Am weitesten gereist durch Raum und Zeit ist dabei eine Römergruppe aus Oberemmel. Aus Greimerath kommt unter anderen eine Delegation aus der alten Mayakultur, die gerade noch so dem Weltuntergang entronnen ist. Wie es sich für einen Zirkus gehört, schwingt beim Kegelklub "Die Holzfäller" ein schmuck gekleideter Direktor seinen Stab.

Es tummelt sich allerhand Getier in der Freiluftmanege - zum Beispiel verrückte Bären, die lahmen Enten des Leichtathletikvereins Spiridon Hochwald oder ein furchteinflößender Pavian, der sich doch glatt eine adrette Krümelmonster-Dame schnappt und in den Arm nimmt. Fünf Musikvereine machen ordentlich Ramba-Zamba und treiben mit bekannten Gassenhauern das Stimmungsbarometer nach oben. Aus Grimburg und aus Hentern kommen alte Rittersleut. Die Fastnachter aus Heddert suchen keine Frau, dafür aber einen Wirt. Denn "Heddert ohne Kneipe ist wie die WM ohne Ball", klagen sie.

Das politische Geschehen spielt bei den Motivwagen weder auf der großen Bühne in Berlin noch auf der lokalen Ebene eine Rolle. Zwar gibt es einen kleinen Wagen, auf dem sich doch tatsächlich ein Windrad dreht. Doch geht es der Gruppe um Christa Petry nicht um die aktuell so kontroverse Frage, welche neuen Windkraftstandorte es in der VG Kell geben soll. Ganz harmlos hat diese Truppe die Mühle nachgebaut, die Ausgangspunkt für das Märchen vom gestiefelten Kater ist. Denn als diese Figur haben sich alle in der Gruppe verkleidet.

Zum Abschluss und als krönender Höhepunkt schlängelt sich schließlich der imposante Prinzenwagen des KCC durch die Straßen. Für seine Besatzung ist wie für alle anderen Jecken mit dem Abbiegen in die Schulstraße aber noch lange nicht Schluss. In der Turnhalle geht die Feier am Sonntag noch stundenlang feucht-fröhlich weiter.
Axel Munsteiner